Falsche Antworten können die Qualität einer Behandlung maßgeblich beeinträchtigen. Leider scheinen wahrheitsgemäße Antworten auf manche Fragen des behandelnden Arztes dem Patienten peinlich zu sein.
Laut zwei amerikanischen Online-Studien, die Ursachen für das Verhalten aufdecken, fällt es vielen Patienten schwer, auf die Fragen ihres Arztes wahrheitsgemäß zu antworten. Der Großteil der Befragten gab zu, im Arztgespräch mindestens einmal falsche Angaben zu Lebensweise und Einnahmen von Medikamenten zu machen. Die meisten der Patienten erklärten ihre Lügen mit der Begründung, dass sie nicht verurteilt werden wollten oder dass ihnen das Eingeständnis der Wahrheit schlicht und ergreifend peinlich gewesen wäre. Ein stärkeres Vertrauensverhältnis und eine bessere Kommunikation zwischen Arzt und Patient könnten falsche Diagnosen und Therapien aufgrund zurückgehaltener Informationen vermeiden.
Dem Großteil der Menschen ist es wichtig, dass ihr Arzt eine gute Meinung von ihnen hat, vermutet eine der Forscherinnen. Dieser Wunsch dient wohl damit auch als Erklärung für das Beschönigen des eigenen Verhaltens. Man nimmt an, dass in der Online-Befragung auch nicht alle Teilnehmer ganz ehrlich gewesen sind und dadurch die tatsächliche Häufigkeit falscher Angaben noch steigern würde.
Die Forscher teilten die Befragten in zwei Gruppen ein. Die erste bestand aus 2.011 Patienten mit dem durchschnittlichen Alter von 36 Jahren, die zweite bestand aus 2.500 Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 62 Jahren. In der ersten Gruppe gaben 81 Prozent zu, in mindestens einem solchen Fall die Unwahrheit gesprochen zu haben. Bei der Gruppe der Älteren lag der Prozentsatz bei 61. Am häufigsten wurde mitgeteilt, dass Vorschläge und Empfehlungen zur Lebensweise nicht befolgt würden. Sehr häufig werden auch falsche Angaben zur Einnahme von Medikamenten gemacht.
Im zweiten Teil der Befragung sollten die Teilnehmer ihre Gründe nennen, die sie dazu gebracht haben, die Unwahrheit zu sagen. Die in beiden Gruppen häufigsten Antworten waren, dass sie für ihr Verhalten nicht verurteilt und eines Besseren belehrt werden wollten und mehr als der Hälfte sei es zu peinlich gewesen, die Wahrheit zu sagen. Weibliche und jüngere Teilnehmer und diejenigen, die ihren Gesundheitszustand selbst als schlecht einstuften, gaben in Gesprächen mit ihrem Arzt häufiger falsche Informationen als die anderen.
Das Risiko, nicht optimal diagnostiziert zu werden, wird durch das Vorenthalten von relevanten Informationen erhöht. In Zukunft sollten beide Seiten, Patienten und Ärzte, gemeinsam dazu beitragen, ein besseres Vertrauensverhältnis zueinander zu haben, damit Patienten auch mit den etwas prekären Wahrheiten an den Arzt herantreten können.